Unverpackt auch in Koblenz

Aktiv was gegen die Plastikflut beim Lebensmitteleinkauf tun, ist seit dem 17. Juni 2019 auch in Koblenz möglich. Denn seit dem Tag gibt es einen Unverpackt Laden in Koblenz, Pfuhlgasse 15.

Ein netter, freundlicher, heller Laden mit einem umfangreichen Sortiment und ebenso nettem, engagierten Personal.

Wenn man zum ersten Mal einen solchen Laden betritt, kann man schon leicht überfordert sein, ist man doch die abgepackten handlichen Größen im Supermarkt gewöhnt. Schnell Päckchen in den Einkaufswagen legen, ohne großes Nachdenken, wie viel man eigentlich benötigt. Durch die Packungsgrößen gezwungen, kauft man oft mehr ein als gewünscht und hat dann für zahlreiche angefangene Lebensmittel keine Verwendung.

Vorbereitet Einkaufen

Einkaufen im Unverpackt Laden ist hingegen ein ganz anderes Einkaufserlebnis. Es bedarf doch einiger Vorbereitung. Man kann zwar auch Gefäße, Beutel und Flaschen im Laden erwerben, aber Sinn eines solchen Ladens ist eigentlich, die Lebensmittel oder Waren in mitgebrachten Behältnissen zu kaufen und nach Hause zu tragen.

Also heißt es Gläser in unterschiedlichen Größen, Plastikdosen, Beutel und Flaschen in den Einkaufskorb zu packen und vorher schon zu überlegen, was brauche ich denn eigentlich und wie viel wovon.

Mengen selbst bestimmen

Denn neben dem Einsparen von Verpackungsmüll, ist gerade der Kauf in der wirklich benötigten Menge der große Vorteil des Unverpackt Ladens. Benötigt man z. B. für ein neues Rezept lediglich 100 g Linsen, kann man genau diese Menge kaufen. So wird auch der Lebensmittelverschwendung entgegen gewirkt. Besonders für kleine Haushalte ist das Einkaufen im Unverpackt Laden interessant.

Im Laden selbst wiegt mein seinen Behälter, damit das Eigengewicht nachher beim Bezahlen abgezogen werden kann. Das Etikett wird auf den Behälter geklebt und dann gehts ans Abfüllen. Das geht in der Regel sehr gut aus den Vorratsbehältern mit Schieber und ist hygienisch völlig unbedenklich. Oder es liegen passende Schaufeln bereit, womit man die Produkte entnehmen kann.

500 Produkte

In Koblenz wird ein breites Sortiment von etwa 500 Produkten angeboten, was man so vielleicht nicht unbedingt erwartet hätte. Der größte Teil der Ware ist sogar aus biologischem Anbau.

So können Backzutaten, Teigwaren, Reis, Trockenfrüchte, Getreide, Schrote, Nüsse, Müsli, Gewürze, Essig, Öle, Kaffee, Tee und Hülsenfrüchte neben Keksen und anderen Snacks in die mitgebrachten Gefäße gefüllt werden. Auch frisches Brot kann man dort erwerben.

Bringt man sich den eigenen Vorratsbehälter oder die Gewürzdose mit, entfällt zu Hause auch das lästige Umfüllen.

Auch Non-Food

Auch der Non-Foodbereich mit Naturkosmetik, Zahnpflegeprodukten, Reinigungsmitteln und Drogerieartikeln ist gut ausgestattet. Vervollständigt wird das Angebot noch durch frisches Gemüse, Molkereiprodukte und Konserven.

Viel Service

Besonders gut finde ich das Angebot, sich das dort gekaufte Getreide auch frisch mahlen oder flocken zu lassen. Den besonderen Wert von frisch gemahlenem Mehl oder frischen Flocken wissen viele Gesundheitsbewusste zu schätzen.

Hier wird Service noch groß geschrieben und das kompetente, freundliche Personal hilft jederzeit gerne weiter.

Da ich mich seinerzeit an der Crowdfunding-Kampagne beteiligt hatte, konnte ich auch mein Starterpaket des Unverpackt Koblenz in Empfang nehmen. So bin ich für die nächsten Einkäufe bestens gerüstet.

Unverpackt einkaufen

Bei jedem Einkauf, ob Lebensmittel, Dekoelemente, Möbel, Elektrogeräte, oder, oder, oder trägt man unfreiwillig jede Menge Verpackungsmüll mit nach Hause. Diese Verpackungen dienen unterschiedlichen Zwecken, der Hygiene, zum Schutz der Ware vor Staub, Nässe, Bruch, der eindeutigen Portionierung aber auch zu Werbezwecken. Wie oft wurden wir schon mit hübschen Verpackungen zum Kauf verführt.

Alles verpackt

Doch erschreckende Bilder von Müllhalden und Plastikmüll in Meeren bringen so manchen Verbraucher zum Umdenken.

Selbst Einkaufstaschen zum Einkauf mitzubringen statt jedes Mal eine neue Plastiktüte für den kurzen Gebrauch zu kaufen ist für viele Leute inzwischen eine Gewohnheit geworden.

Das ist schon ein Schritt in die richtige Richtung, aber  trotzdem ist fast alles was man in diese Einkaufstüten mit nach Hause nimmt, verpackt.

Ob Nudeln, Hülsenfrüchte, Frühstücksflocken, Fertiggerichte, Haarshampoo, Hygieneartikel, etc. alles ist hygienisch einwandfrei und lange lagerfähig in Plastik gehüllt. Lediglich Obst und Gemüse bekommt man zum Teil heute unverpackt auch im Supermarkt.

Trotz besten Absichten füllen sich die Abfallsäcke mit Verpackungsmaterial zusehens, die dann bestenfalls dem Recycling zugeführt werden. Doch das alleine reicht nicht aus, Vermeidung ist das Zauberwort.

Unverpackt Läden

Mittlerweile gibt es immer mehr „Unverpackt Läden“ in größeren Städten, in denen man viele Artikel völlig verpackungsfrei einkaufen kann.

Ich hatte jetzt die Möglichkeit zu einem solchen Einkauf im „Unverpackt Lübeck“, Fleischhauerstr. 38.  Ein völlig neues Einkaufsgefühl, ist man doch darauf konditioniert, einfach so ins Regal zu greifen und sich den Wagen voll zu laden mit den Dingen die man benötigt.

Vorbereitet Einkaufen

Ein bisschen der Vorbereitung bedarf es denn schon. Man kann nicht einfach spontan nur mit einem Geldbeutel bewaffnet in den Laden. Selbstverständlich kann man dort auch Mehrwegverpackungen erwerben, aber das ist ja eigentlich nicht der Sinn der Sache. Also sollte man zumindest mal kleinere Stoffbeutel oder Behälter (z.B. wiederverwendete Schraubdeckelgläser) dabei haben, in die man die Sachen füllen kann.

Mein Stoffbeutel wurde gewogen und ich füllte mein Getreide ab. Das nächste Problem, ich hatte überhaupt kein Gefühl, für das Gewicht, was ich jetzt schon eingekauft hatte. Wer jahrelang nur schon portionierte Mengen aus dem Regal gezogen hat, verlernt diese Fähigkeit. Aber ich denke, das Gefühl stellt sich mit der Zeit wieder ein.

Individuelle Mengen

Es hat natürlich auch Vorteile. Man kann sich jede beliebige Mengen abwiegen, auch kleine Probierportionen. So kann man erst mal testen und hat nicht direkt schon wieder eine große Tüte, die man nicht mehr verwenden kann, oder für Zutaten, die man nur für ein bestimmtes Rezept benötigt.

Ich z.B. möchte mal Zahnputztabletten ausprobieren. Also habe ich nur 15 Stück gekauft und musste nicht direkt 500 Stück nehmen.

Reichhaltiges Angebot

Die Läden haben unterschiedliche Konzepte. Überwiegend Trockenware wie Nudeln, Nüsse, Hülsenfrüchte, Getreide, Kaffee,  Müsli, Fertigmischungen für Bratlinge, werden unverpackt angeboten. Aber auch Öle, Essig zum Abfüllen in Flaschen, Waschmittel, Gewürze gibt es. Dazu Behälter oder Stoffbeutel zum Kaufen, oder auch andere nützliche Dinge, die helfen im Haushalt Müll zu vermeiden. Manchmal ist so ein Unverpackt-Laden mit einem Cafe kombiniert, in dem der Cafe-ToGo ausschließlich im eigenen Becher verkauft wird.

Kein Vollsortiment

Zur Zeit ist ein solcher Laden für den kompletten Einkauf sicher noch nicht geeignet. Aber ein Anfang ist gemacht und ich hoffe, diese Läden, die oft mit viel Engagement der Inhaber betrieben werden, setzen sich durch und werden angenommen.

Es muss ein Umdenken auch bei den Käufern erfolgen, hat man sich doch an den schnellen Einkauf mit vorgefertigten Mengen und den einfachen Preisvergleich gewöhnt. Außerdem kann man nicht spontan einkaufen, sondern muss sich vorbereiten und geeignete Behälter mitnehmen, die man eventuell auch beschriften kann und sich auch überlegen, wie viel man überhaupt benötigt.

Ein Prozess, aber jeder Schritt ist wichtig und jede Verpackung, die gespart wurde ist ein Gewinn.