Lauftreff: „Virtuelle Läufe: So langsam versagt das Kopfkino.“

Mittlerweile hat wahrscheinlich jeder von uns schon mal an einem virtuellen Lauf teilgenommen. Mit der Absage fast aller Präsenzwettkämpfe sind die Angebote für virtuelle Läuft ja wie Pilze aus dem Boden geschossen. Zunächst war man ja froh, dass man überhaupt noch laufen durfte und so hat man sicher den ein oder anderen liebgewonnenen oder traditionellen Event im Jahreskalender nun virtuell mitgenommen.

Weltweit virtuell laufen.

Zusätzlich haben clevere Geschäftsleute das Potential schnell erkannt, schicke Medaillen, Strecken, Shirts und allerlei Merchandising-Artikel herausgebracht und werben intensiv für virtuelle Lauferlebnisse. Da kann man Strecken in der ganzen Welt virtuell, d.h. Zuhause auf der Hausstrecke ablaufen und aufwendige Medaillen erringen.

Auch das mag ein gewisses Erlebnis sein, aber wie bei allen virtuellen Läufen hängt das in erster Linie von der eigenen Vorstellungskraft ab. Und die wird bei jedem neuen virtuellen Lauf mehr strapaziert und damit schwächer.

Kopfkino hat seine Grenzen

Egal wie gut das eigene Kopfkino auch ist, kommt einem der ein oder andere Abschnitt der Hausstrecke doch mächtig bekannt vor. Egal wie gut man den Laufevent visualisiert, letztlich drängen sich die Bedingungen der heimischen Strecke doch in den Vordergrund.
Klar kann man auch Zuhause verschiedene Strecken laufen, aber als regelmäßiger Läufer/in sind einem diese in der Regel bekannt. Immerhin läuft man ja seit Jahren rund um das eigene Zuhause. Dennoch ist es mehr oder weniger immer dasselbe oder zumindest nichts besonderes.

Wettkämpfe sind etwas Besonderes

Und genau das sind ja die Wettkämpfe, etwas besonderes, das Salz in der Suppe, die Herausforderung die dem Training Sinn gibt. Virtuelle Läufe sind dabei nur ein müder Abklatsch, keine wirkliche Aufregung, keine Stimmung, keine Startaufstellung, keine Mitläufer oder Mitstreiter, keine Zuschauer, keine Streckenverpflegung, kein Zieleinlauf, keine jubelnden Fans oder Angehörige, kein Erlebnisaustausch bei der Nachverpflegung. Letztlich nicht mal ein besonderes Erlebnis von dem man berichten könnte.
Was bleibt sind Streckenlänge und Zeit, die man Online eintragen muss. Statistik die keiner sieht oder würdigt und die man selbst schnell vergessen hat. Und was bringen Ergebnislisten, wenn z.B. Berg-Trail-Läufe mit vielen Höhenmetern zu Hause am Rheinufer entlangt abgespult werden können?

Virtuelle Läufe als Unterstützung für Vereine

Man kann und sollte trotzdem teilnehmen, denn es hilft insbesondere den kleinen Vereinen deren Veranstaltung abgesagt werden mussten und die oft aus diesem Events ihre Arbeit für das ganze Jahr finanzieren. Aber vielleicht ist da der Beginn einer Mitgliedschaft oder Spende langfristig der bessere Weg?

Die neue Welt der Laufevents

Sehr wahrscheinlich wird es Laufevents in der bisher bekannten Form nicht mehr geben. Zumindest eine längere Zeit werden wir mit Teilnehmerlimits leben müssen und es wird zum Teil sehr schwierig sein einen Startplatz zu bekommen. Deshalb werden uns auch virtuelle Läufe noch eine lange Zeit erhalten bleiben. Vielleicht werden sie sich auch als zusätzliche Option bei Präsenzveranstaltungen etablieren um die Läufer die keinen Startplatz erhalten haben zu bedienen.

Kreative Konzepte sind gefragt, damit virtuelle Läufe attraktiv bleiben oder werden, denn sie werden uns wohl längerfristig erhalten bleiben.

Habt Ihr eine Idee?